Preissteigerung in der Uhrenfabrikation

“Die Preissteigerung in der Uhrenfabrikation. Seit Monaten sind wir durch unsere Geschäftsfreunde unterrichtet, dass eine Aufwärtsbewegung der für einzelne Partien zu zahlenden Preise stattgefunden hat. Für den Uhrmacher, welcher Ansprüche an die Qualität stellt, dem es nicht in erster Linie darum zu thun ist, ob eine Uhr einige Pfennige mehr oder weniger kostet — denn so weit sind wir ja bereits heruntergekommen, dass nach solchen Bruchtheilen gerechnet wird— ist ein derartiger Vorgang immer erfreulich; er hat alsdann gegründete Hoffnung, dass die Waare auch sorgfältiger nach-gesehen werde und kann es wagen, nach dieser oder jener Seite ein Monitum abzugeben, welches er früher unter Berücksichtigung der Wohlfeilheit des Artikels nicht angebracht erachtete. Bei dem direkten Verkehr zwischen dem Fabrikanten und dem Uhrmacher sind solche Verschiebungen keine Schwierigkeiten; anders gestaltet sich das Verhältnis durch das Dazwischentreten des Grossisten. Der Letztere hat häufig mit einer Konkurrenz zu arbeiten, der nicht daran gelegen ist, den Detaillisten über die Geschäftslage aufzuklären, sondern im Gegentheile jede sich darbietende Gelegenheit benutzt, dem anständigen Kaufmann, der ein gutes Fabrikat absetzt, das Geschäft zu erschweren durch einstweilige Beibehaltung des frühem Preises, während eine gesunde Geschäftspraxis den Ändern zwingt, nach Maassgabe der Steigerung des Fabrikationspreises seinen Verkaufspreis zu er-höhen. Dergleichen Missstände zu beleuchten, sie vor ihr Forum zu ziehen, ist Aufgabe der Fachpresse und in erster Linie des Organs unsers Verbandes. Wir folgen unsrer innersten Ueberzeugung, wenn wir dem Wunsche des Vorstandes des hiesigen Grossistenvereins nachkommend, Einsicht von dem uns zugestellten Material nehmen. Vom 24. Dezember 1889 datirt eine Zuschrift der Hrn. Schweiger & Söhne in Schramberg, welche die Erhöhung der Verkaufspreise der Regulateur-Emailzifferblätter um 5 Proz. vom1. Januar 1890 anzeigt. E. G. Zimmermann in Hanau meldet in Folge Erhöhung der Arbeitslöhne einen Aufschlag von 10 Proz. auf seine Fabrikate. Freiburg (G. B.) und Lenzkirch melden die Erhöhung der Preise für Regulator-Gehwerke um Mk. 0,25, für Schlagwerke um Mk. 0,50.L. Furtwängler Söhne in Furtwangen bekunden, dass es nicht mehr möglich, den frühem Preis der Eisenguss-Uhrgewichte aufrecht zu erhalten und erhöhen denselben auf Mk. 24 per 100 kg ab Giesserei.”

Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst 1890 (Band 15, Nr. 4, Seite 48)