Standuhr mit wechselnden Stunden- und Minuten-Ziffern

„Vielen unserer werthen Leser wird die Beschreibung einer „Pendel-uhr mit Zahlenwechsel durch Herabfallen doppelseitig bezifferter Täfelchen“, welche wir vor drei Jahren brachten, noch in Erinnerung sein. Der Erfinder jener Uhr, Herr Jos. Pallweber, wollte damit eine praktischere Zeitangabe schaffen, wie sie ähnlich z. B. in den Taschenuhren mit springenden Zahlen geboten ist, jedoch in einem sicherer wirkenden Mechanismus. Beistehende Zeichnung zeigt das Zifferblatt einer solchen Uhr in verkleinertem Massstabe und veranschaulicht damit die grosse Deutlichkeit der Zeitangabe nach der im Eisenbahnwesen gebräuchlichen Ausdrucks weise „Zehn Uhreinundfünfzig Minuten“. Es ist sicherlich nicht schwieriger, diese Ausdrucksweise zu gebrauchen, als zu sagen: „Neun Minuten vor elf Uhr“. Zudem ist das Publikum meist gewöhnt, von fünf zu fünf Minuten zu rechnen; die meisten Menschen würden deshalb, falls dieselbe Zeit auf einem gewöhnlichen Zifferblatt angegeben wäre, sagen: „Zehn Minuten vor elf Uhr“. Dadurch entstehen aber Ungenauigkeiten, welche heutigen Tages, wo es nur zu oft auf eine einzige Minute ankommt, immer unzuträglicher werden. Die in der Zeichnung dargestellte Zeitangabe ist deshalb durchaus zeitgemäss, und es dürfte unsere werthen Leser interessiren, zu hören, dass die jener Zeitangabe zu Grunde liegende Idee nunmehr in die Praxis übertragen worden ist, indem die Pallweber’sche patentirte Standuhr seit neuester Zeit in noch verbesserter Form in Lenzkirch fabrikmässig hergestellt und von der Firma G. Landmann & Cie. in Frankfurt a. M., welcher der Erfinder als Theilhaber angehört, in den Handel gebracht wird. Das patentirte System dieser Uhr ist nicht zu verwechseln mit den vor einigen Jahren aufgetauchten, aber ebenso schnell wieder von der Bildfläche verschwundenen „Standuhren mit springenden Zahlen“; der Mechanismus der vorliegenden Uhr gewährleistet vielmehr eine durchaus sichere Funktion. Diese Uhren dürften sich deshalb in ihrer jetzt vorliegenden Form voraussichtlich gut im Handel einführen.”

Deutsche Uhrmacher-Zeitung 1893 (XVII. Jahrgang, No. 23, Seite 181)