Über Werke I. und II. Qualität

„Auch der folgende Uebelstand wird schon manchen Herrn Kollegengleich mir unangenehm berührt haben, nämlich die Bezeichnung der Lenzkircher Regulateure auf den betreffenden Werken als II Qualität. Es ist allerdings richtig, dass in besagter Fabrik noch eine erste Qualität fabrizirt wird, welche sich von der zweiten Qualität insofern unterscheidet als einige Räder auf besonderen Messingputzen vernietet sind und die Politur der Federhäuser sowie verschiedener anderer Theile dieser Werkeeine bessere als bei den Werken II. Qualität ist. Das kann aber behauptet werden — und die Erfahrung bestätigt dies — dass die Werkewelche die Uhrenfabrik in Lenzkirch als II. Qualität bezeichnet, manch anderen Fabrikaten I. Qualität bedeutend überlegen sind Wenn deshalb die Herren Direktoren der Gesellschaft einen Unterschied in der Be-zeichnung der Werke machen wollen, was ich nach dem Vorerwähnten auch ganz richtig finde, so sollten sie im eigenen Interesse und dem ihrer Kunden eine zweckmässigere Bezeichnung für ihre Werke wählen. Ich würde mir erlauben vorzuschlagen, die Werke, welche bisher als II. Qualität bezeichnet wurden, mit Stempel I. Qualität zu versehen und die bisherige I. Qualität als »superf. Qualität« zu bezeichnen. Für die ganz feinen Werke liesse sich dann die Bezeichnung »Normaluhren« garwohl verwenden.“

Deutsche Uhrmacher-Zeitung 1893 (XVII. Jahrgang, No. 3, Seite 23)

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„Der den obigen Ausführungen zu Grunde liegende Gedanke findet meinen vollen Beifall, indem ich mich selbst dem Wunsche anschliesse, dass die leicht zu falschen Schlüssen führende Bezeichnung «II. Qualität» auf den betreffenden Werken wegbleiben möge. Dagegen war ich einigermassen erstaunt, die Lenzkircher Regulateure unter einer Liste von Fabrikaten zu finden, an denen Mängel zu rügen sind. Das wirft meiner Ansicht nach ein ganz falsches Licht auf die Sache; denn die sehr richtige Bemerkung, dass die Lenzkircher Werke II. Qual, den als I. Qual, bezeichneten Werken mancher anderen Fabriken in Bezug auf Material und Arbeit überlegen sind, ist in obigen Ausführungen nur so nebenbei eingeschaltet, wodurch sie leicht ganz übersehen wird. Ich möchte nun meinerseits gerade auf diesen Ausspruch das Hauptgewicht legen, indem ich als Uhrmacher es für meine Pflicht ansehe, der Aktiengesellschaft für Uhrenfabrikation in Lenzkirch, die sich um Hebung der Schwarzwälder Uhrenindustrie in hohem Masse verdient gemacht hat, aus eigener langjähriger Erfahrung und aus freiem Antriebe im Gegensatz zu dem Schreiber des obigen Artikels meine volle Anerkennung an dieser Stelle auszudrücken. Der oben erwähnte Umstand ist ja von so geringer Bedeutung, dass man ihn kaum als «Mangel» bezeichnen kann. Mit kollegialem Gruss Maximilian Hartmann, Uhrm., Schrobenhausen, Oberbayern.“

Deutsche Uhrmacher-Zeitung 1893 (XVII. Jahrgang, No. 17, Seite 134)