Neue Hausuhrwerke AGUL

“Neue Hausuhrwerke. Ein altes Sprichwort sagt: „Das Gute bricht sich Bahn“ und „Das Werk lobt den Meister.“ Nirgends wird sich dies wohl mehr bewahrheiten, als gerade in der Uhrmacherei, und jeder Uhrmacher, der auf gute Ware hält, wird stets Kundenzuwachs, Zufriedenheit und Gewinn erzielen. Unzweifelhaft geht jetzt durch unsere Zeit ein starker Zug, das Gute wieder in den Vordergrund zu bringen und mit Recht, denn die letzten Jahre haben dem Uhrmacher, sowie dem kaufenden Publikum durch die minderwertigen Fabrikate recht unangenehme Erfahrungen gebracht, die mit teuerem Lehrgeld, Aerger und Verdruss bezahlt werden mussten. Kein Wunder, wenn man den guten Uhrwerken wieder grössere Aufmerksamkeit schenkt und an Stelle der minderwertigen Werke gute, solide, massive einzuführen sucht, bei welchen tadellose Ausführung, Schönheit und Einfachheit Hauptbedingungen sind. Dazu kommt noch der geringe Preisunterschied zwischen schlechter und guter solider Ware. Nachstehend beschriebene neuen Werke erfüllen diese Bedingungen in vollkommenster Weise. Unsere beiden Abbildungen zeigen: Fig. 1 ein Halbstunden-Hausuhrwerk Q, Fig. 2 ein Drei-viertelschlag-Hausuhrwerk in etwa 1/2 natürlicher Grösse. Auf den ersten Blick fällt die grosse Einfachheit und Schönheit der Gesamtkonstruktion vorteilhaft auf. Besonders hervorzuheben sind die grossen Teil Verhältnisse des Rechens und der Schnecke, wo durch eine Menge Störungen vermieden werden und ein sicheres Funktionieren des Schlagwerkes garantiert wird. Ein grösser Vorteil bei diesen Werken ist auch, dass das Schlagwerk nicht durch die Einfalle am Schöpfer gesperrt, sondern dies durch einen Arretierhebel direkt am Schöpferrad bewirkt wird, wodurch der Auslösungswiderstand auf das geringste Mass beschränkt ist. Die Lagerwellen der Einfalle und der Auslösestange gehen durchbeide Platinen und haben somit eine sehr sichere Führung, die das Wackeln der Hebel unmöglich macht. Dies gestattet, die Kadrakturhebel alle in einer Höhe über den Platinen zu halten, wobei die Angriffspunkte direkt wirken und Stifte möglichst vermieden worden sind. Das Dreiviertelwerk in Fig. 2 zeigt ebenfalls eine sehr feinausgeführte, einfache und solide Konstruktion. Die Ausschaltung des Viertelhammers bei der vollen Stunde ist bei diesem Werk ganz neuartig konstruiert und gesetzlich geschützt. Der Schalthebel ist auf der Innenseite des Werkes angeordnet und wird direkt von der Minutenachse aus betätigt. Dies ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil, denn hierdurch wird erreicht, dass ein extra Einstellen des Zeigerwerkes resp. der Hammerschaltung nicht mehr nötig ist. Der Hebel schaltet infolge der direkten festen Anbringung des Schaltorgans an der Achse immer auf die richtige Stelle. Die Einführung der Minutenwelle mit dem Schaltstiftgeschieht durch eine schlitzartige Oeffnung in der Vorderplatine. Dieses sind die besonderen Vorzüge gegenüber der alten Schaltung vom Wechselrade aus. Dem Uhrmacher dürfte diese Neuerung bei der Reparatur und Reinigung der Werke ganz besonders zustatten kommen. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, dass die Werke mit einstellbaren Stahlkonussen für den Hammeranschlag versehen sind, wodurch derselbe beim Anprellen ganz ruhig arbeitet und das störende Nebengeräusch vermieden wird. Die Ausführung der Stahlkonusse, sowie die der ganzen Hammerpartie, ist eine äusserst solide und dauerhafte. Was die übrige Ausführung der Werke anbetrifft, so sind dieselben in allen Teilen fein gearbeitet und mit Contregesperr versehen. Die Triebe und Zapfen sind fein poliert, haben schöne Verzahnungen und daher natürlich auch einen leichten und guten Gang. Der Anker ist fein vergoldet und hat zweiseitig versehene Hebeflächen an den Paletten. Die Kadraktur ist fein geschliffen, äusserst elegant und sauber bearbeitet. Die Platinen ebenfalls fein geschliffen und gelb lackiert. Im ganzen machen die Werkeeinen vornehmen Eindruck. Wir glauben, dass diese neuen Werke, welche von der Aktiengesellschaft für Uhrenfabrikation in Lenzkirch erzeugt und unter dem Namen „Agul“ in den Handel gebracht werden, sicher den Beifall aller Uhrmacher finden, die auf solide und erstklassige Ware halten.”

Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst 1910 (Band 35, Nr. 19, Seite 297)