Regulierungsmechanismus für Pendel

“Regulirungs-Mechanismus für Pendel. Seit einiger Zeit bringt die Uhrenfabrik Lenzkirch ein neues Pendel für Federzug-Regulateur-Werke in den Handel, welches mit einem Mechanismus versehen ist, zu dem Zwecke einer ebenso genauen und sichern, wie schnellen Regulirung der Uhren. — Es dürfte wohl allen Kollegen willkommen sein, wenn ich hier von dieser ebenso praktischen als interessanten Neuerung eine Abbildung und kurze Beschreibung wiedergebe. Die Einrichtung besteht im Wesentlichen aus einer Zahnstange, welche mit einem Trieb in Verbindung steht. Letzteres trägt auf seiner Welle einen Zeiger und wird durch Verschiebung der Pendellinse auf der Pendelstange, also beim Reguliren, um seine Achse gedreht. Durch Anbringen eines Zifferblattes wird, in Verbindung mit Obigem das direkte Ablesen jeder sonst nicht messbaren Linsenveränderung ermöglicht. Fig. 1 zeigt die Vorderansicht einer Pendellinse mit Pendelstange s, dem Zifferblatt und Zeiger. Fig. 2 ist die Seitenansicht und Fig. 3 die Hinteransicht des Mechanismus, welcher wie folgt konstruirt ist: An der Pendelstange s Fig. 2 und 3 befindet sich eine Zahnstange A, die in dem Klöbchen K festgenietet ist; letzteres ist verschiebbar an der Pendelstange s, und wird durch Schraube a an letzterer festgehalten. Die Zahnstange A greifen das Trieb T ein, welches den Zeiger B trägt, Das Trieb T ist in dem mit Putzen c versehenen Steg D gelagert und wird durch Scheibchen b und Stift c festgehalten. Das Reguliren geschieht durch die Muttern E und E’. —Erfolgt, z. B. beim Nachgehen der Uhr, durch Rechtsdrehen der Mutter E, eine Verschiebung der Pendellinse nach oben, so wird sich Trieb T in Folge seines Eingriffs mit der festsitzenden Zahnstange A durch Fortgleiten auf letzterer nebst dem Zeiger B um seine Achse drehen, und zwar nach rechts in der Richtung des Pfeiles „VOR“, das Pendel ist dadurch kürzer geworden und die Uhr wird vorgehen. Dreht man die Mutter in umgekehrtem Sinne, so verlängert man das Pendel, der Zeiger bewegt sich in der Richtung des Pfeiles „NACH”‘, es wird daher die Uhr langsamer, also nachgehen. Eine an der Pendelstange s Fig. 2 angebrachte und durch Mutter f regulirbare Spiralfeder h übt auf die Linse L einen konstanten Druck aus, derart, dass dieselbe stets gegen die Mutter E gepresst wird. Vermöge dieser Einrichtung ist die Pendellinse gezwungen, jeder Bewegung der Mutter E zu folgen. Die Zahnluft im Eingriff wird dadurch vermieden, indem die Zahnstange A sich federnd auf das Trieb T auflegt. Durch diesen ebenso einfachen als sichern Mechanismus lässt sich jede, auch die kleinste Verschiebung der Linse, sei es nun eine Verlängerung oder Verkürzung des Pendels mit einer Genauigkeit von 0,05 mm konstatiren, d. h. direkt von der Skala ablesen. Ferner will ich noch folgende wesentliche Punkte erwähnen: Einmal ist es wichtig zu wissen, dass jeder Grad der Skala, den der Zeiger auf derselben, sowohl nach rechts wie nach links fortschreitet, genau einem Zehntel Millimeter Verschiebung der Pendellinse nach oben oder unten entspricht. Dann möchte ich ganz besonders hervorheben die Leichtigkeit, mit welcher man im Stande ist, jede Uhr, die mit einem solchen Pendel versehen ist, in kürzester Zeit genau zu reguliren; es entspricht nämlich jeder Grad der Skala einer Gangdifferenz von 15 Sekunden (+ oder —) für die Zeitdauer von 24 Stunden. Theodor Elsass, königl. Hofuhrmacher, Wiesbaden.”

Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst 1890 (Band 15, Nr. 18, Seite 267/268)